So, die Nr. 6 ist auch wieder da und der ging mal super einfach,
obwohl ich glaube, daß ich mich irgendwo verrechnet habe, denn die
Mitte ist nicht quadratisch und paßt nicht. Werde ich bei Gelegenheit
korrigieren.
Den sechsten Block widme ich einer Menge
an Frauen, viele tausend dürften es gewesen sein. Ich widme den Block
den Frauen, die "westwärts" zogen.
"Westwärts" ist ja so ein Begriff, unter dem man sich entweder so gar nichts vorstellen kann oder ganz viel. Da erinnern wir uns an den Film "40 Wagen westwärts", wer hat ihn nicht gesehen? Und genau um diese Frauen geht es heute, die damals nach Westen in den USA zogen, um dort ein neues Leben anzufangen.
Entweder fuhren sie nach Kalifornien, oder sie fuhren nach Oregon und auch für diesen Weg gab es zwei relativ bekannte "Trecks", entweder der Mormonen-Pfad (oder soll ich lieber Treck sagen, weil uns dieser Begriff bekannt ist?) oder den Oregon-Treck, in den USA nennt man ihn Oregon-Trail. Ich habe den Oregon-Trail mal etwas näher beleuchtet und will hier ein wenig in die hoch interessanten Details gehen.
Die Frauen, die meistens mit ihren Männern oder als Töchter mit ihren Eltern loszogen, taten dies von April bis Oktober, denn so lange dauerte die Reise, geschlagene 6 Monate! Wer zu früh loszog, fand u.U. für das Vieh noch zu wenig Futter, wer zu spät loszog kam vielleicht zu früh in Schnee oder die Wege waren nicht mehr befahrbar. Damals zogen 30.000 Leute westwärts mit ihren Wagen und Tieren und die tiefen Spuren, die sie in die Erde fuhren, sieht man stellenweise noch heute!!!
Von denen, die westwärts zogen, kam jeder 17. nicht an und verstarb unterwegs. Eine andere Statistik besagte, daß etwa 10% der Reisenden ums Leben kamen, vor allem waren Frauen und Kinder betroffen. Gefürchtet waren die Momente der Geburt, denn bei dieser starben viele Frauen mangels Sauberkeit, eines Arztes oder einer Hebamme. Wie man sich nur unschwer vorstellen kann, waren es auch viele Neugeborene, die verstarben. Es waren aber nicht nur die Geburten, es waren auch Krankheiten wie Cholera und Unfälle, die auf der Reise an der Tagesordnung waren. Menschen wurden überrollt von den schwer beladenen Wagen weil sie von ihnen selbst herunterfielen. Krankheit, Geburten und Unfälle waren die Gründe für die vielen, vielen Gräber neben der Reiseroute, die häufiger wurden, je weiter sie vorankamen. Indianer sahen jedoch nur die wenigsten von ihnen!
Eine große Herausforderung war neben dem Beladen des Wagens auch der Proviant, wie sich jede von Euch sicherlich gut vorstellen kann. Nur ein paar mal auf der Strecke konnten die Menschen ihren Proviant auffüllen und frisches Obst und Gemüse konnte man nicht mitnehmen. Das Motto von damals hieß: "Pack it in, hope it lasts.", was soviel heißt wie: "Pack´s ein und hoffe, daß es reicht." Und hier eine Empfehlung von damals, was für die Reise pro Erwachsener eingepackt werden sollte:
200 Pfund Mehl (das US-Pfund ist nicht ein ganzes D-Pfund!)
30 Pfund getrocknetes Brot (ähnlich dem Knäckebrot)
75 Pfund Speck
10 Pfund Reis
25 Pfund Zucker
5 Pfund Kaffee
2 Pfund Tee
2 Pfund Backpulver
10 Pfund Salz
1/2 Scheffel Bohnen (ein Scheffel hat ein ca.-Liter-Maß von 35 Liter)
1 Scheffel Trockenfrüchte
1/2 Scheffel Maismehl zum Backen von Brot/Fladen
Essig
Wichtig war, daß der Proviant nicht vergammeln konnte. Sie lebten auf der Reise meist nur von gepökeltem Fleisch, eingelegtem Gemüse, Trockenfrüchten, Brot und Kaffee.
Das tägliche Brotbacken war genauso Routine ihres Alltags wie das Packen und all die anderen Dinge. Die Frauen hatten ihren festen Herd zurückgelassen und mußten nun das Kochen über offenem Feuer in einem Kessel lernen. Es war harte Arbeit und Angst um die Kinder waren ihre ständigen Begleiter.
Als sie dann ankamen, wurde die Arbeit nicht leichter. Am Ziel galt es nun Häuser/Hütten zu bauen, einen Garten anzulegen (das war generell Frauenarbeit), das Vieh zu versorgen und die Kinder großzuziehen. Viele der Männer waren tagelang oder gar wochenlang nicht zuhause, weil sie vielleicht nach Gold suchten oder anderen Tätigkeiten nachgingen, so oblag es der Frau, die Hauswirtschaft und die Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Viele von ihnen mußten auch die Arbeit der Männer übernehmen und Handel treiben. Manche verkauften auch ihre Handarbeiten und verdienten sich so ein kleines Zubrot.
Es war sicherlich eine schwere Zeit, aber auch eine Zeit, wo sich die Frauen dadurch mehr Rechte erarbeiteten. Sie schlüpften in Berufe, in die sie vorher nicht hätten reinkommen können und manche Frauen unter ihnen gewannen hohes Ansehen dank Ihres Geschicks und viele erlangten Privilegien, die sie "zuhause" nicht hatten.
Dies muß eine schwere Zeit gewesen sein, voller Entbehrungen und Verlust, aber bestimmt auch voller Zuversicht und Hoffnung.
Und weil sich diese Frauen ganz sicher meinen Respekt verdient haben, will ich ihnen diesen mit meinem Block # 6 erweisen. So wählte ich den Mittelstoff als Zeichen für die Spuren auf Feldern und Wiesen, wie man sie heute irgendwo noch sehen kann und den Steinstoff für den harten und steinigen Weg, den sie hatten gehen müssen.
Für die westwärts-Frauen!
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Samstag, 6. Oktober 2012
7 Kommentare:
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Hallo Nana, es ist immer wieder interessant zu lesen, welche Gedanken Du Dir zu einzelnen Blöcken machst. Echt beeindruckend diese Dinge zu hören. Der Block gefällt mir gut, besonders die Stoff auswahl!
AntwortenLöschenLG Grit
Liebe Nana,
AntwortenLöschenvielen Dank für Deinen interessanten informativen Bericht über die "westwärts ziehenden Frauen".
Dein sechter Block ist doch super, ich kann da keine Ungenauigkeiten am Mittelquadrat sehen, sei doch nicht so streng mit Dir.
Liebe Grüße
Uta
Liebe Nana, toll, dass du uns wieder so ein Stück Geschichte nahebringst mit deinem Block. Und genau das finde ich so spannend an diesem Quilt, dass frau mal über das eine oder andere nachdenkt, das unser heutiges Leben nicht mehr so tangiert.
AntwortenLöschenDanke für diesen Post! Ich muss mich auch mal wieder an meine Blöckchen setzen!
Valomea
Liebe Nana,
AntwortenLöschendas ist ja wieder eine sehr interessante Geschichte. Schön, dass Du Dir so viel Gedanken machst und sie mit uns teilst.
Ich freue mich heute schon auf den nächsten Samstag ;-)
Liebe Grüße Grit
Ich liebe diesen Frauenquilt jetzt schon sehr! Und besonders, liebe Nana, Deine Informationen, die Du uns ausführlich zu jedem Block gibst. Woher weißt Du das alles...und nein, den Film kenne ich nicht. Aber ich google mal danach....den will ich sehen! Und das Muster ist einfach? Hm, dann her mit der Anleitung...aber ich messe alles in inch, wie ich es gelernt hab. So sind auch meine Lineale ausgerichtet... Viele viele Grüße von Cosmee
AntwortenLöschenAuch wieder ein lehrreicher Post. Vor allem die Angaben zum Proviant sind interessant. Ja ihr Leben war kein Zuckerschlecken. Der Blocl gefällt mir.
AntwortenLöschenLG, Petruschka
Hallo, Block 6 gefällt mir, eine tolle Stoffauswahl. Bin sehr beeindruckt von den vielen Infos, die du da Zusammengetragen hast. Es war bestimmt kein einfaches Leben.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, anngles.