Samstag = Thementag.
Manchmal finde ich Themen, in denen bin ich persönlich irgendwie verstrickt. Und manchmal bin ich weit davon entfernt. Wiederum ein anderes mal weiß ich so gar nicht wo ich stecke, denn es sind neue Themen. Themen, von denen ich nichts weiß, wo ich auch lernen und begreifen muß, wie sich das auswirkt und erleben läßt.
Block Nr. 25 widme ich den Frauen und Mädchen mit einer Geschlechtsidentitätsstörung.
Was ist das, diese Geschlechtsidentitätsstörung?
Früher nannte man das Transsexualität und sicherlich werden jetzt die meisten nicken und mehr wissen. Und trotzdem will ich es ein wenig genauer machen:
Der o.g. Begriff sorgt immer wieder und weltweit bei diversen Organisationen für Unbehangen oder Mißstimmung. Transsexuelle, Menschen mit der sog. GID (Abkürzung für die englischen Begriffe Gender Identity Disorder). Wie soll ich es nennen? Ich mache es mir einfach und nehme die deutsche Abkürzung GIS, einverstanden?
Die meisten von uns haben eigene Kinder, manche schon Enkel und irgendwie kennen wir alle doch das Mädchen oder den Bub, der irgendwie mehr wie das andere Geschlecht ist. Selbst meine Kleine ist solch ein Kind. Sie liebte diese Jungssachen wie Spiderman, HSV, coole Turnschuhe die man nicht mehr richtig zubindet und irgendwie hatte sie auch einen Faible für kurze Haare. Irgendwann dann hatte sie die Idee, sich die Haare im Nacken ausrasieren zu lassen und ich ließ sie gewähren, die Friseuse folgte ihren Wünschen. Jetzt muß man wissen, daß meine Kleine eine große Schwester hat und ich weiß aus der Literatur über Geschwisterkinder etc., daß die Zweitgeborenen immer die Lücken füllen bzw. das annehmen, was noch nicht belegt ist. Ist die große Schwester ein Barbiemädchen mit viel rosa und Tütü, wird die Zweite genau das Gegenteil, denn rosa ist bereits belegt, so auch Barbie und all diese anderen Dinge. Ich las früher auch darüber, daß wenn das zweite Kind das gleiche gutfinden würde wie das erste (bei gleichgeschlechtlichen Kindern!), wäre die Zweite nur eine Kopie der Ersten und das ist nicht im Menschensinn. Ich machte mir keine Gedanken darüber, paßte aber trotzdem auf.
Eines Tages sagte meine Kleine: "Mama, die Jungs mögen mich so gut leiden, weil ich wie ein Junge bin, stimmt´s?" Und ich antwortete: "Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, sie mögen dich so gut leiden, weil du ein besonders cooles Mädchen bist!"
Was glaubt Ihr, was dann geschah?
Von diesem Moment an schlichen sich immer mehr "Mädchendinge" ein. Langsam begann sie rosa zu mögen und Kleider. Sie mochte immernoch die coolen Jungssachen, aber die Mädchensachen waren auch cool... irgendwie. Und mit der Zeit änderte es sich. Plötzlich spielte sie mit Mädchen und Jungs und sie entdeckte immer mehr ihren eigenen Platz: ein Mädchen zu sein und sie mochte es. Sie ist der sportive Typ, die Draufgängerin, die, die losstapft und das Kind schon schaukelt. Heute sind Jungs doof, aber das wird sich mit der Pubertät wieder ändern, da bin ich mir ganz sicher.
Diese Geschlechtsidentitätsstörung soll schon als Kleinkind spürbar sein. Es heißt, diese Kinder möchten unter allen Umständen lieber das andere Geschlecht sein. Mädchen, die wie Jungs aussehen möchten und Jungs, die lieber in Mädchenkleider zur Schule gehen und lange Haare haben.
Vielleicht haben einige von Euch auch die Doku gesehen, wo es um solche Kinder ging und sie zeigten, wie die Eltern damit umgegangen sind. Später, wenn das Kindesalter aufhört und kurz bevor die Pubertät anfängt, müssen diese Kinder eine Entscheidung treffen, denn entsprechend werden sie dann medizinisch begleitet. Zuerst wird die Pubertät hinausgezögert, das bringt diesen Kindern ein paar mehr Jahre Bedenkzeit. Wenn sie sich dann entschieden haben für das andere Geschlecht, erhalten sie die passenden Hormone, d.h. sie müssen erst gar nicht durch ihre Geschlechtspubertät, sondern erleben gleich die gewünschte. Aber so wird man kein Mann und keine Frau, da bedarf es noch mehr Schritte, aber das führt hier nun zu weit.
Und nun zurück zum Anfang:
Kennen wir nicht alle solche Mädchen und Jungs?
Kennen wir nicht alle diese Typen, die besonders burschikos sind oder betont mädchenhaft?
Aber das sind doch nicht alles GIS-Kinder, oder doch?
Nein, soweit ich gelesen habe nicht. Es bedarf mehr, als nur ein bischen was von den anderen zu haben. Haben wir ja alle irgendwie auch in uns drin. Also ich bin ein dominanter Typ und nicht sehr feminin, davon gibt es garantiert einige unter meinen Mitleserinnen. Und es gibt diese Männer, die nicht wirklich maskulin sind, eher weich und freundlich, eher mitfühlend und verständig. Nein, wir sind dadurch keine Menschen, die gerne jemand anderes sein würden (wobei ich gerne im Stehen pinkeln können möchte, ich hasse öffentliche Toiletten!).
Und schon allein aus diesen Gründen, weil wir alle solche Menschen kennen und wir das auch vielleicht in uns ein wenig spüren, wie schwer muß es für die sein, die wirklich an dieser Störung leiden? Die tatsächlich mit dem "falschen" Geschlecht geboren sind? Wieviele machen da mit und geben ihrem Sohn einen Mädchennamen und dies auch noch in aller Öffentlichkeit? Wieviele unter uns leben dieses Versteckspiel? Werden das Homosexuelle? Ich denke, so leicht können wir es uns nicht machen.
Wer gerne mehr wissen möchte, kann sich hier schlau lesen:
http://www.dijg.de/transsexualitaet-geschlechtsumwandlung/geschlechtsidentitaetsstoerungen-kinder/
http://www.aerzteblatt.de/archiv/62493/Geschlechtsidentitaetsstoerungen-im-Kindes-und-Jugendalter-Zur-aktuellen-Kontroverse-um-unterschiedliche-Konzepte-und-Behandlungsstrategien
http://www.schattauer.de/fileadmin/assets/buecher/Musterseiten/978-3-7945-2463-1_kap30.pdf
http://transx.transgender.at/Dokumente/Kinder_Bangerl2004.PDF
http://www.ngat.de/download/0309Preuss.pdf
Es ist bestimmt nicht einfach, mit so einem Thema leben zu müssen, egal ob als direkt betroffenes Kind/Erwachsener, oder als Elternteil eines solchen. Auch nicht als Geschwisterkind oder Großeltern, aber ich denke, es ist noch viel schlimmer, wenn man in dieser Haut selbst steckt.
So können wir uns vielleicht vornehmen, nicht zu urteilen, wenn wir solchen Menschen eines Tages begegnen, die den Mut haben, uns von sich zu erzählen. Von ihrem Weg und von ihrem Leid und vielleicht auch von ihrem Glück, sich selbst gefunden zu haben. Und vielleicht können wir von ihnen lernen, laßt uns zuhören...
Den Block habe ich "falsch" zusammengenäht. Eigentlich darf sich keine Farbe treffen, aber ich wollte keiner Farbe ein "Übergewicht" geben und machte Quadrate in gleicher Anzahl. Vielleicht kapiere ich es nicht, ist aber auch egal, er ist wie er ist, so "falsch" fühlen sich vielleicht auch die betroffenen Kinder und Erwachsene.
Diesen Block widme ich denen, die im Wandel stehen.
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Samstag, 16. Februar 2013
10 Kommentare:
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Hallo Nana, da hast Du ja wieder ein interessantes Thema ausgesucht, mit dem ich mich bisher nicht wirklich beschäftigt habe. Und eine tolle Umsetzung in Stoff ist Dir gelungen.
AntwortenLöschenLG
Valomea
Hallo Nana, schön wie du das Thema angehst und besonders schön beschreibst Du, wie Deine Kleine sich entwickelt hat. Mein Lieblingsneffe ist homosexuell, er konnte nie offen damit umgehen, und lebt nun auf Gran Canaria, weit weg von seiner Mutter, mit der man über dieses Thema nicht sprechen kann.
AntwortenLöschenLG Marianne
Dein Block gefällt mir gut und ich weiß genau wovon Du schreibst ... habe das bei jemanden nicht sooo weit entfernt stehenden selbst "miterleben" dürfen.
AntwortenLöschenLG Grit
Liebe Nan, ein interessantes Thema, was mich dierekt jetzt noch nicht so Beschäftigt hat, aber auch irgendwie präsent ist.
AntwortenLöschenTolle Umsetztung in Deinem Block.
Liebe Grüße
Uta
Da hast Du ja wieder ein interessantes Thema gefunden, man ist ja immer gespannt, was es wohl diese Woche sein wird!!! Und auch gut umgesetzt!!!
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Regina
Liebe Nana,
AntwortenLöschenspannendes Thema und wieder wie gewohnt eine tolle Umsetzung.
Liebe Grüße Grit
Hallo schönen guten Morgen liebe Nana,
AntwortenLöschenDa hast du ein sehr spannendes Thema aufgegriffen, durch Zufall beschäftigte ich mich mit dem Thema, da ein Arbeitskollege von mir sich hat total umoperieren, er mir erzählte (er ist so alt wie ich) seine erwachsenen Kinder können damit nicht umgehen, eine traurige Sache.
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag liebe Grüße Marika ♥ ♡ ♥
Liebe Nana,
AntwortenLöschenein schwieriges Thema, insbesondere für die Menschen, die direkt betroffen sind. Unsere so scheinbar tolerante Welt macht es dieses Menschen auch nicht gerade leicht sich zu finden. Wie viel Ablehnung es um uns herum noch immer gibt, dabei ist doch jede/r ein ganz besonders Individuum.....
Nachdenkliche Grüße
Anke
PS: Dein "falscher Block" ist genau so richtigt!!!!
Uff, was für ein Thema wieder. Ein ernstes Thema, wie geht man in der Öffentlichkeit mit solchen Einzelschicksalen um. Ein weites Thema, obwohl ich auch eine Stelle in deinem Post zum Schmunzeln fand.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, anngles.
Zum Glück wird unsere Gesellschaft immer offener, daß sich Betroffenen nicht mehr verstecken müssen. Und dein Block paßt wieder einmal genau zum Thema.
AntwortenLöschenLG, Petruschka