Gestern ging ich zum Bahnhof, auf dem Rücken mein "schlau" gepackter Rucksack, bereit für die Nachtwanderung mit meiner Tochter.
Am Bahnsteig ein paar Leute ebenfalls mit Rucksack, man erkennt sich und ich gesellte mich zu einer kleinen Gruppe Unbekannter.
Nicht lange war man sich unbekannt und ich danke Christian, Silke und Alessia (ich weiß nicht, ob mein Namensgedächtnis funktioniert) für die kurzweilige und interessante, gemeinsame Zugfahrt nach Hamburg.
Das war ein guter Start in diese Nachtwanderung und um den Beginn auch weiter gut zu gestalten sind meine Tochter und ich noch eine prima Pizza vorher essen gegangen.
Kohlenhydrate für die Energie |
Da waren wir dann etwas später... am Startpunkt des Nacht-Mammut-Marsches von 30 km...
... Startzeit: 22:40 Uhr. Nach uns nur noch eine weitere Gruppe und wir waren Gruppe 17.
Natürlich waren alle hoch motiviert, für die meisten aus unserer Gruppe war es der erste Marsch, uns eingeschlossen.
Der Anfang: traumhaft!
Der erste Versorgungspunkt nach 8 km, wir vermuteten das ein weiterer dann bei km 16 und ein dritter bei km 24 sein wird.
Es gab genug Platz, es gab Obst/Gemüse, belegte Brote, Süßkram, Nüsse und Brezel, Eistee in drei Süßungsstärken und eine Wasserzapfstation... und natürlich viele Dixis.
Hier waren viele Läufer ein wenig enttäuscht, dass man zu diesem Versorgungspunkt (VP) gehen mußte und dann diesen Weg wieder zurück.
Weiter ging´s zum Industriegebiet/-gelände und diese Strecke war einfach nur ganz schlimm. Okay, solche Massen von Menschen kann man nachts nicht einfach durch Wohngebiete schleußen, ist schon klar, aber diese Strecke war einfach wirklich furchtbar.
Endlich der Elbtunnel, der alte!
Und wieder eine Strecke hin und zurück zum VP.
Dort gab es Hot Dogs (und immer auch in der veganen Variante!) und sonst alles wie vorher.
Zwischen diesem und dem vergangenen VP lagen 11 km, das waren extrem schlimme 11 km und bei vielen Mitwanderern hörte man diese Enttäuschung heraus.
Weiter ging´s zur Alster. Diejenigen, die 42 km wanderten, umwanderten an dieser Stelle die gesamte Alster, wir "nur" die Innenalster.
Es wurde bereits hell.
Viele machten Pausen auf dieser Strecke und wir erfuhren, dass es keinen weiteren VP mehr geben wird.
Das Industriegebiet raubte uns mit seinen 11 km 95% der Motivation, wir hatten nur noch 5% übrig für die letzten 11 km und 4 km waren zum Zeitpunkt des obigen Fotos erst vorbei.
Ärgerlich war, dass wir bereits vorher an der Elphie vorbei liefen, nun wurden wir wieder zurück zur Elphie geschickt.... schlimmer geht es nicht. Hin, her, hin her.
Noch 6 km zu wandern!
Hier war bei allen die Luft schon arg raus. Das Tempo war bei vielen deutlich reduziert und einige Mitwanderer hinkten.
Meine Tochter sagte schon mehrfach, dass sie sich bedankt für diese Erfahrung, sie diese aber nie wieder machen möchte und auch ich dachte sehr ähnlich.
Die Mammuts (also die Orga) teilte schon vorab mit, dass diese Märsche vor allem einen mentale Sache seien und wir hätten dazu noch gegen die Nacht anzugehen... die Müdigkeit war für 28 km nicht das Problem, dieses spürte ich erst wirklich kurz vor Ende.
Da waren wir nun... noch 4 km... es war einfach nur noch ätzend. Aufgeben natürlich keine Option, von Anfang an nicht.
Startpunkt war auch Ziel und uns erwarteten Mitarbeiter, die ein "yeah, geschafft!" riefen und ihre Arme hoch rissen und lachten. Das fand ich sehr schön.
Geschafft!
Schuhe aus und hinsetzen, den Moment versucht zu genießen - gelang nicht.
Schuhe an (ich hatte mir extra die leichten und weichen Croqs mitgenommen, Füße taten trotzdem weh) und zur U-Bahn-Station gegangen... deutlich langsamer, deutlich schmerzhafter. Die Müdigkeit schlug zu und jetzt wollte man nur eines: heim.
Am Hauptbahnhof verabschiedeten wir uns und ich freute mich auf die Rückfahrt... "diese Fahrt heute von Altona aus"... herrje... also ab nach Altona und zum Glück stand die Bahn dort schon... ich stellte mir den Wecker, falls ich in der Bahn einschlafen würde, was auch geschah, aber bei jeder Haltestelle wurde ich wach.
Nach Hause bin ich dann im Schneckentempo gegangen und dort angekommen habe ich alles hingeschmissen, mir die Klamotten vom Leib gerissen und ab ins Bett. Nicht mal Zähne geputzt... Hände gewaschen, das mußte noch sein.
Um 11:41 Uhr wurde ich wach, habe mir einen Kaffee gekocht und schreibe diesen Post. Vorher noch eine Faszienübung für die Füße gemacht, die Fersen tun weh.
Der Tag heute gehört meinem Körper und der Regeneration, meine Tochter geht zum Schlager Move... naja, sie ist auch 20, da hilft bestimmt auch der Alkohol.
Fazit:
Strecke: 30 km (die App sagt allerdings 29,2 km)
Rucksack: viel zuviel unnötiger Kram mitgeschleppt!!!!!!
Wetter: perfekt
reine Wanderzeit: 5 h und 54 min
Schritte Freitag komplett und Samstag zusammen: 62.947
Würde ich es nochmal machen? Nein!
Es gab viel Gutes seitens des Veranstalters, es war schön, das zusammen mit meiner Tochter erleben zu dürfen, das "Hoch" blieb aus. Vielleicht kommt es noch. Und wenn nicht, ist das auch okay.
Nicht alles was man macht muß wiederholt werden.
Ich bin ein Mammut, ab jetzt bin ich aber einfach "nur" noch
die liebe Nana!
Alle Achtung liebe Nana, das hätte ich nicht geschafft. Am Tag und in der Natur, nicht auf Asphalt, da hätte ich früher darüber nachgedacht. Aber euch und den vielen anderen zolle ich allergrößten Respekt. Du hast dir nun die Wochenendruhe verdient. LG von Rela
AntwortenLöschenHerzlichen Dank, Deine Worte sind Balsam für meinen Körper.
LöschenNana
Na dann auch herzlichen Glückwunsch 🥳🎉
AntwortenLöschenvon mir!
So eine Erfahrung brauche ich zum Glück nicht! 😬😁😂
...auch wenn ich früher mal sehr sportlich war, was man heute nicht mehr erahnt.🤦🏻
Frohes Wundenlecken sozusagen! 😍
Liebgruß
Tiger
🐯
Nun, zum Glück sind ja alle unterschiedlich und ich machte das ja für mich und nicht für jemand anderes.
LöschenNana
Wow Nana, ja, so bist DU nie aufgeben und so gratuliere ich Dir, dass Du diese Mammut-Tour geschafft hast - ganz, ganz toll. Ich hätte nicht einmal mit 2o Jahren so etwas mit gemacht, aber damals gab es solche Wanderungen auch nicht. Danke für den netten Bericht.
AntwortenLöschenLG Lotti
Aufgeben wäre, außer bei Verletzungen, nie eine Möglichkeit gewesen. Wie sagte meine Tochter? Wir machen das ja freiwillige, hahaha.
LöschenNana
Liebe Nana,
AntwortenLöschenwas für ein ehrlicher und eindrucksvoller Bericht! Beim Lesen konnte ich förmlich mitfühlen – von der Vorfreude und dem Gemeinschaftsgefühl am Start bis hin zur völligen Erschöpfung auf den letzten Kilometern. Du hast das Erlebte so greifbar beschrieben, dass man fast das Gefühl hat, selbst mitgelaufen zu sein.
Trotz aller Strapazen klingt da aber auch viel Stärke, Zusammenhalt und ein Stück Stolz mit – völlig zu Recht! Und ganz ehrlich: Manchmal reicht es auch, etwas einmal gemacht zu haben. Es muss nicht immer ein zweites Mal geben.
Danke, dass du uns so offen mitgenommen hast – dieser Beitrag hat mich tief beeindruckt.
Liebe Grüße
Saskia Katharina
Liebe Saskia Katharina, vielen lieben Dank für Deinen Kommentar. Ich freue mich immer sehr wenn ich erfahre, dass mein Beitrag berührt. Danke!
LöschenNana
Ganz großer Applaus, liebe Nana. Und danke für den interessanten Bericht, es ist toll, wenn man das miterleben kann. Deine Tochter und du, ihr habt eine tolle Sache gemeinsam gemeistert. Ich werd schon schwach beim Lesen…. Ruh dich jetzt aus und genieß die Erinnerung. Liebe Grüße Ulrike
AntwortenLöschenGenau so mache ich es: mich ausruhen und den Nachtmarsch in die Schublade "Erinnerungen" packen, dort ist er gut aufgehoben.
LöschenNana