... Parkfriedhof war das gestrige Ziel meiner Jüngsten und mir.
Hamburg Ohlsdorf, so heißt der Friedhof, wirkt direkt beim Eintreten schon groß. Er ist so groß, daß man komplett mit dem Auto durchfahren kann. Zwei Buslinien machen hier ebenfalls an vielen Stationen Halt.
Das Krematorium und Trauerhalle sowie im UG die Urnenkrypta, sehr stilvoll.
Gegenüber ein Mahnmal in Gedenken an die Opfer der NS-Zeit.
Der Friedhof beherbergt unzählige Gräber die so alt sind, daß man eine Patenschaft übernehmen kann. Diese sorgt für den Erhalt der Gräber und man kann sie für sich dann weiter nutzen. Die Idee ist eigentlich sehr schön, zumal man unter "normalen" Umständen sicherlich nicht mehr zu diesen riesigen Gräbern kommt.
Immer wieder erreicht man Stellen mit Besonderheiten. Hier die Erinnerungsstätte für nicht begrabene Kinder.
Die Grabstätte der Ohnsorg´s. Ich denke, niemandem unter uns muß ich erklären, wer sie waren.
Weiter dann kam eine Kapelle mit Kolumbarium. Das fand ich ja irgendwie ganz wunderbar, wie aus einer anderen Zeit und sehr schön. Ein Herr des Friedhofes war auch dort und hütet dort sozusagen ein. Nicht, daß ich mir vorstellen könnte, dort zu "stehen", aber ein ganz toller Ort ist das.
Verteilt auf dem ganzen Friedhof gibt es wunderbare Ecken und Stellen, sie stammen aus alten Zeiten, wie hier diese schöne Treppe.
Sie führt direkt zu großen Familiengräbern, u.a. zu Hagenbecks, die Gründer des Hamburger Zoos.
Enttäuscht war ich von der Grabanlage, ich vermutete irgendein Tier tronend, aber nichts zu sehen. Dann aber entdeckte ich zwei Stellen und wußte, daß dort mal was angebracht war. Jetzt, bei der Recherche hier am PC erfuhr ich, daß das Grab mal ein schlafender Löwe zierte und was für ein schöner! Was für ein Jammer, er wurde geklaut! Ihr könnt das ja selbst ergoogeln.
Schöne Gräber gibt es überall, so wie dieses hier.
Im übrigen: das Fotografieren auf dem Friedhof ist erlaubt!
Hohe, sehr dicke alte Bäume findet man hier überall. Manche sind so groß und dicht, daß es darunter ziemlich düster ist.
Der Friedhof hat auch viele "Themengräber", wie dieser wundervoll angelegte "Rosengarten für Paare".
Ganz bedrückend natürlich die Kindergräber. So viele Kinder, die am Tag ihrer Geburt verstorben sind... man spürt direkt das Leid bei jedem kleinen und liebevoll geschmückten Grab. Und wenn mal eines dazwischen ist ganz ohne Schmuck und Verzierung, nur einfache Erde, ohne irgendwas, dann macht das auch sehr traurig.
Der dazugehörige Brunnen ist so wunderbar dekoriert, das finde ich einfach nur toll.
Das wirkt auch traurig, nicht?
Unbedingt mußte ich zum Grab von Hans Albers und war auch hier echt enttäuscht.
Das der blonde Hans schon 60 Jahre tot ist, hätte ich nicht gedacht. Ich mochte ihn schon immer und kenne viele seiner Lieder samt Text sehr gut... und die Filme sowieso. Deshalb hatte ich wohl auch mit einem prächtigen Grab gerechnet und vielleicht einem Schiff oder sowas darauf.
Im übrigen hatte ich hier auf meinem Blog auch schon mal sein Geburtshaus gezeigt, es liegt ganz nahe an einem Nähmaschinenheschäft.
Manche Gräber fand ich umfaßbar schön, so wie dieses hier.
Meine Jüngste wollte zu den Soldatengräbern, das Thema der beiden Weltkriege faszinierte und bewegte sie sehr, als sie es dieses Schuljahr durchgenommen hatten. Sie war schon geschockt als sie las, daß viele Soldaten so alt waren wie ihr Freund es ist.
Durch Zufall kamen wir an einer wundervollen Idee vorbei, leider fand ich es nicht so hübsch gemacht, dennoch bleibt die Idee toll.
Und dies ist der Baum, für mich schon fast eher ein Busch.
Im dabei stehenden Kasten dann Schleifen in unterschiedlichen Farben, je nach Krebsart. Man darf sich bedienen.
Ohlsdorf hat überall auch viel Natur, so diese Bienenwiese...
... und viele Seen und Teiche.
Die Wege sind mal schmaler, mal ganz breit und Straßen, in denen die Busse hin und her fahren.
Hier die Gedenkstätte und Gräber der Sturmflutopfer, damals 1962. Ich erkannte gleich, daß die beiden "Klötze" den Deich darstellen sollen und die Lücke der Durchbruch. Sehr schön umgesetzt vom Künstler.
Und hier die Gedenkstätte der Opfer der Bombennacht "Gomorrha", als Hamburg brannte. So viele Frauen und Kinder sind auf den kleinen Tafeln zu lesen, die den Weg säumen zu diesem Mahnmal.
Wir kamen auch am Grab von Heinz Erhard vorbei. Ihm gegenüber neben einer Bank ein paar seiner Werke und als ich meiner Tochter eines vorlas, hörte und sah ich ihn es vortragen... der Kabeljau....
Schwer beeindruckt waren wir von der Grabanlage der britischen Soldatenopfer. Alles in weiß, mit Rosen bepflanzt und anderen rot blühenden Blumen. Die Schönheit und Reinheit dieser Anlage kann mein Foto gar nicht wiedergeben.
Auf der einen Straßenseite waren die Opfer des zweiten Weltkrieges, auf der anderen die des ersten.
Auf beiden Seiten waren Bücher zu finden mit Namen der Soldaten darin und auch ein Heft, um seinen Besuch und seine Gedanken niederzuschreiben. Ganz toll gemacht.
Es steht dort auch auf einer Tafel in Deutsch und in Englisch, daß diese Gräber den Opfern für immer und ewig gehören und per Vertrag das Land und die Stadt Hamburg den Erhalt zu Ehren und in Gedenken bewahrt.
Der Unterschied zwischen den deutschen und den britischen Soldatengräbern ist deutlich, sehr deutlich!
Hier die Seemannsgräber...
... und chinesische Gräber.
Von den islamischen Gräbern hatte ich kein Foto gemacht, aber so sehr anders sehen sie auch nicht aus, lediglich die Schrift ist nicht immer lesbar, denn auf vielen ist in Arabisch geschrieben.
Auch vom Schmetterlingsgarten habe ich keine Fotos, aber auch das war sehr schön. Auf jedem Grabstein mußte ein Bezug zu Schmetterlingen sein.
Bevor ich zu unserer letzten Station komme liste ich auf, was wir leider nicht gesehen bzw. gefunden haben, denn nach mehr als 5,5 h Laufen ohne Unterbrechung waren wir auch zu mehr nicht mehr fähig.
Es fehlt uns: Gemeinschaftsgarten Mensch und Tier, Ruhewald und Baumgräber, Blumenband, Paarbäume, Hamburger Grab sowie die Grabstätten zur freien Gestaltung und viele andere noch.
Unsere letzte Station war:
Prominente, wichtige Frauen aus Hamburg finden in diesem Garten ihre letzte Ruhestätte und der Garten wird instand gehalten vom Verein der Garten der Frauen. Diese Damen leisten eine wunderbare Arbeit, denn keine Stätte war so schön, weich, rund und einladend, voller Ideen und Inspirationen.
Ich selbst kannte nur Eine und sie hier anzutreffen hatte mich sehr überrascht und auch sehr gefreut.
Erkennt Ihr sie? Domenica!
Schaut mal, hier ist an eine Illusionistin gedacht:
Auf diese Bank kann man sich gerne setzen und in dem Buch in der Wand lesen. Es ist ein Märchenbuch (unterhalb des Efeus in der Mitte).
Auch dieses Grab ist besonders.
Überall wird man eingeladen sich hinzusetzen oder etwas aufzumachen.
An vielen Stellen stehen Bücher zum Blättern und nachlesen über die Damen, die man dort begraben hat.
Dieser Garten der Frauen ist wirklich ganz besonders. Die Bänke sind sauber, ein Springbrunnen plätschert und zwei Damen saßen sogar da mit Kaffee, etwas zu Essen und plauderten. Vielleicht waren sie sogar vom Verein.
Solltet Ihr mal in Hamburg sein, besucht den weltgrößten Parkfriedhof, es lohnt sich.
Ladet Euch nicht die App herunter, sie taugt nicht ihr Geld.
Es war ein wunderbarer Tag mit meiner Tochter. Ich freue mich, daß wir das gemeinsam erlebt haben und daß sie so tapfer mitging ohne zu Murren.
die liebe Nana