Donnerstag, 6. Juli 2017

Windstille

Gestern war mal wieder so ein seltener Morgen, denn es herrschte Windstille.

Nun ja, mehr gefühlte Windstille, denn die entfernt platzierten Windräder drehen sich weit oben gaaanz leicht, aber weit oben zählt für mich nicht, für mich zählt Augenhöhe.

Wenn man hinten in der Siedlung am Feldrand entlang läuft und stehen bleibt, dann ist Schleswig-Holstein ganz leise.

Sehr leise.

Plötzlich hört man Geräusche, die einem sonst verborgen bleiben.

Man hört den Morgen erwachen und man hört Laute der Natur.

Kein Windgebläse um die Ohren, so daß man sich aus dem Wind drehen muß, um überhaupt etwas zu hören.

Nein, bei Windstille hört man den Morgen erwachen...  eine Dusche rauscht aus einem gekippten Fenster, ein Vater weckt seine Kinder (viel zu laut), man hört wie Kühe das Gras abrupfen und die Wassertropfen vom oberen Baumblatt auf ein unteres fallen und mit einem dunklen Flatsch aufkommen. Da scheinen viel mehr Vögel zu zwitschern und zu piepen und man hört Schritte, die zu Autos gehen oder sonst wohin. Man hört Menschen in ihren Häusern sich was zurufen.

Manchmal ist es abends windstill, dann hört man kaum etwas, nur noch Vögel und vereinzelt ein Auto. Dann bereitet sich das Land und die Menschen auf die Nacht vor und manch´ einem wird vielleicht ein wenig einsam ums Herz, bei all dieser Stille.

Das erinnert mich an ein Lied von Johnny Cash, es heißt Sunday morning coming down und hier geht´s zur Übersetzung.

Ich aber genieße die Windstille. Nicht, weil es still ist, sondern weil es selten ist. Von 365 Tagen im Jahr kommen wir sicherlich nicht über 20 Tage Windstille. Vielen graut vor Wind, er tut ihnen in den Ohren weh. Ich mag Wind, er reinigt die Luft und bringt Gerüche mit sich, die oftmals würzig sind hier oben am Wasser. Manchmal hat der Wind aber auch anderes im Gepäck wie Saharasand oder Kälte, vor allem im Winter, wenn er aus dem Osten kommt, dann wird´s knackig kalt.

Der Atem der Welt ist wichtig und manchmal ist es schön, wenn die Welt für einen kurzen Moment hier die Luft anhält.

Foto: Mario Reinstadler - www.meeresfoto.de

Foto mit freundlicher Leihgabe von Meeresfoto.de


23 Kommentare:

  1. Schön und treffend hast Du diese Stimmung beschrieben. Ich kann sie regelrecht fühlen.
    Liebe Grüße und einen schönen Tag
    Jeannette

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  2. like you we usually have a wind, today I would like some to dry the washing prior to the threatened thunder storms but it is very still! I love to go in the garden early morning usually up by 5am like you a early riser and just listen to the bird song

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    1. We have a saying: the early bird catches the worm ;-)

      Nana

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  3. Liebe Nana,
    ja, der Wind ist in Meeresnähe fast immer present. Du hast die Stimmung ganz treffend eingefangen. Am Meer kann ich ihn gut haben, wenn es hier bei uns so windig ist, mag ich es nicht so. Aber ganz windstill ist es bei uns meist auch nicht, wir wohnen in einem Tal, wo immer ein bisschen Westwind langstreicht.
    LG
    Valomea

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    1. Ja, in Tälern scheint es auch so einen Sog zu geben.

      Nana

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  4. Mir geht es da wie dir, ich mag den Wind, er bringt viele Geschichten mit von überall her. Aber ich mag es auch gerne sehr ruhig, so richtig zum genießen, einfach mal nichts hören, außer Vogelgezwitscher, leisen Regentropfen.
    LG Martina

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    1. Wenn dann in der Ruhe nicht die Rasenmäher wären.

      Nana

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  5. Ich hab den Wind lieben gelernt.. Als ich vor 16 Jahren in den Norden gezogen bin, konnte ich ihn nicht gut leiden...
    Und jetzt? Wenn ich meine Eltern besuche fehlt mir der Wind ganz doll!
    :-)
    Susanne

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    1. Tja, der Norden hat viel Schönes, was man nicht sofort sieht.

      Nana

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  6. Ich liebe deine Beiträge über die Natur. Sie sind für mich wie eine gute Kolumne in einer Zeitschrift.Grüße von Rela

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    1. Das hast Du ja toll geschrieben, vielen Dank!!!!!!

      Nana

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  7. Der Wechsel ist das Beständige und liebeswert, beides! Du hast das toll beschrieben! Es bezaubert!

    Liebgruß,
    Tiger
    =^.^=

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  8. Hallo Nana,
    Hier, in der Lausitz, herrscht heute absolute Windstille bei ca 27°. Ein wehendes Lüftchen dabei hätte ich ganz gerne. Im Herbst dagegen, das ist meine Lieblingsjahreszeit, finde ich es sogar schön, wenn es ein ganz klein bisschen stürmt. Herbststürme haben so etwas anheimelndes und das Rauschen der bunten Blätter hört sich einfach toll an. Doch genießen wir erst einmal den Sommer mit oder ohne Wind. Danke für diesen schönen Artikel und den tollen Link. Während ich hier schreibe, höre ich im Hintergrund Johnny Cash singen.
    LG Ingrid

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    1. Ich mag das Lied von ihm sehr gerne und ich sehe dann immer ihn in einer Siedlung am Sonntag Morgen herumlaufen... und die Glocken, die höre ich auch.

      Nana

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  9. Wunderschön, Dein Stimmungsbild!
    Hier im Süden ist es heute heiß und das leichte Lüftchen mildert die Hitze und tut gut.
    Ich mag den Sommer und die Sonne :-)
    Liebe Grüße, faedchen

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  10. Liebe Nana,
    da zeigst Du uns heute ja Deine romantische Ader, und den Wind mit seiner Stille hast Du soooo schön beschrieben. Ich will ab jetzt erst einmal ein stilles Erwachen des Tages, danach eine schöne Briese Wind zum Segeln und als Absacker des Tages die Windstille, die Du so schön beschreiben hast.
    Liebe Grüße
    Anke

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  11. Gerade wenn es so heiß ist, tut jedes Lüftchen gut.
    Ich höre in letzter Zeit auch genauer hin. Ich meine dass ich heut einen Kuckuck gehört habe.
    Angela

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    1. Ein Kuckuck wohnt hier auch in der Nähe, den hört man sogar bei Wind.

      Nana

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  12. Was für ein schöner Beitrag zum Thema Stille und Geräusche. Sehr gut beobachtet und beschrieben, da konnte ich mich echt gut einfühlen.
    LG eSTe

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Ich behalte mir vor, nach eigenem Ermessen Kommentare zu löschen.

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