Ein bisschen Sturm ist heute ja noch und ich schnappte mir den Hund und ging los. Am Wochenende bin ich ja immer alleine unterwegs und zwar dann, wenn es schon hell ist.
Vor ein paar Tagen war ja schon mal Sturm und da kam das Wasser so hoch, wie man es hier am Reetstreifen am Deich sehen kann. Der ganze Katastrophenweg war bedeckt von Wasser.
Es wirkt schon ein wenig rau heute das Wetter, aber es ist noch harmlos, das kennen wir besser.
Da ich ja auch immer mal wieder neue Leser habe (zum Glück, vielen Dank), möchte ich an dieser Stelle erwähnen, daß ich an einem Fluß wohne, nicht am Meer! Die Elbe ist hier 4 km breit (4 km ist eine unvorstellbare Distanz, wenn man sich das in Flußbreite vorstellen muß, findet Ihr nicht?) und mündet nach einer Biegung in die Nordsee. Sie führt an dieser Stelle Brackwasser und hat Ebbe und Flut wie die Nordsee auch. Wir liegen zur Nordsee näher als Hamburg, hier müssen also die großen Pötte vorbei. Wir gehören schon zum Küstenbereich.
Auch der große Strand ist völlig unter Wasser.
Und überall liegt Reet und entwurzelte Weiden:
Reet ist Schilf, welches hier am Strand und entlang der ganzen Elbe wächst, auch viel an Gräben und hier und da findet man Gott sei Dank immernoch diese schönen, reetgedeckten Häuser. Ich wohnte auch mal in so einem, da war die Dachdicke 30 cm.
Aber das Reet kann natürlich nicht auf den Wegen liegen bleiben und wird zu hohen Haufen zusammengeschoben. Letztes Jahr wurde eine tote Robbe mit eingehäuft und ihr Kopf sah raus. Anfangs hatte man sie gar nicht erkannt, bis dann die Krähen und die Verwesung eintrat und dann die schneeweißen Zähne zum Vorschein kamen. Sah aus wie ein Schäferhund.
Ein bisschen weiter bin ich noch gegangen...
... dann sind wir umgedreht, denn hier gehen wir jeden Morgen und ich wollte mal wieder die andere Seite sehen.
Imo´s Gesicht ist auch gut durchweht.
Schaut mal, wie der Wind die Weiden beugt und hier im Land sieht man sehr viele windschiefe Bäume. Sie sind einfach schon mit dem Wind gewachsen und sehen witzig aus.
Hier ist das Reet angespült und zu einem Wall aufgetürmt. Vor ein paar Jahren fand unser Hund dort eine schon stark skelletierte Leiche. Es war ein Selbstmörder (ein alter Mann, er sprang damals im Februar in die Elbe von der Fähre aus und wurde nach einem Sturm bei uns im September angespült) und ich rief natürlich die Polizei, die das zuerst für einen Scherz hielt.
Wißt Ihr, wie mein Mann dieses Ding immer nennt?
Schiffsbriefkasten.
Ist natürlich Quatsch, es ist eine Messstation, aber das mit dem Briefkasten wird gerne mal geglaubt und wenn nur für ein paar Sekunden.
Blick zurück, die Wolken haben sich leicht vor die Sonne geschoben. Wunderschön, nicht wahr?
An manchen Stellen kommt man dem Wasser sehr nah und ich lasse jetzt einfach die Bilder sprechen.
Ich liebe das ja alles wirklich sehr. Die Natur so zu spüren und zu erleben ist wunderbar und ein echtes Geschenk. Und ja, es ist auch gruselig und macht Angst, denn man weiß ja, wie viel Kraft das Wasser hat und wie zerstörerisch es sein kann.
Nanu?
Bimsstein, wie kommt der denn hierher?
Kalt ist es nicht, aber es ist soooo windig, daß einem immer mal die Augen überlaufen und dann stiefelt man hier "flennend" entlang. Wenn das nicht gesund ist....!
Müll wird natürlich auch immer mit angespült und nach jedem Sturm findet man die Strandgutsucher hier am Wasser. Ich glaube, mit so einer Thermoskanne kann keiner mehr was anfangen.
Auf dem Weg hoch zur Deichkrone, dort, wo der Katastrophenweg ebenfalls hoch läuft... aufgewickelter Schafzaun.
Dahinter ein großes Stück Deich mit Wiese, hier bekommen viele Mutterschafe ihre Lämmer und verbleiben den ganzen Frühling und Sommer dort.
Der Wohnmobilplatz liegt verwaist vor uns.
Unten angekommen gibt es viele Infoschilder über Land und Deich.
In einem Unterstand hängen ebenfalls vier Tafeln und auf einer wird vom Deichbau gesprochen. Hier habe ich ein Foto von einer Sturmflut abfotografiert. Richtig gespenstig, gell?
An der Stelle hier beim Kindergarten und Feuerwehr gibt es sogar zwei Deiche: den alten und den neuen.
Dies ist der alte Deich:
Und das der Neue:
Was dem Deich viele Probleme bereitet sind u.a. die vielen Mäuse. Sie durchlöchern sozusagen den Deich und mehrmals im Jahr wird er kontrolliert vom Deich- und Sielverband und dann laufen hier Männer entlang mit dünnen Eisenstäben in der Hand und messen scheinbar die Tiefe der Mäusegänge oder was auch immer.
Oben auf der Deichkrone des alten Deiches (der ca. 1 m tiefer ist als der neue) sieht man erstmal, wie hoch der alte schon gebaut war.
Natürlich war auch dieser nicht immer so hoch. Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist er immer höher geworden und bekam immer mehr einen anderen Winkel zum Wasser hin.
Hier sieht man gut den alten und den neuen Deich:
Und hier noch besser:
Viele sagen: "So am Deich zu wohnen muß auch schön sein.", das dachte ich früher auch. Heute sehe ich das anders, denn im Prinzip starren die Menschen in ihren Häusern nur gegen eine grüne, hohe Wand.
So, genug für heute. Wer auf die Fotos klickt, kann viel besser sehen und mehr erkennen und ich hoffe, Euch fröstelt jetzt ein bisschen vom vielen Wind, den ich versuchte einzufangen.
Zum Glück gibt es ja immer einige von Euch, die gerne mit mir mitkommen und etwas von hier erfahren wollen, was mich stets sehr freut. Denn auch ich liebe es hier oben wirklich sehr und wie sagt Lotti (eine liebe Bekannte) immer: "Die Elbe tut meiner Seele gut." und meiner auch!
Bis morgen, bleibt dran!
Sonntag, 6. Dezember 2015
18 Kommentare:
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Danke für deine Bilder und die tolle Erklärung.Als geborener Gebiergsmensch
AntwortenLöschenist das auch mal interessant zu wissen.
Einen schönen zweiten Advent
Hannelore
Danke für deine Bilder und die tolle Erklärung.Als geborener Gebiergsmensch
AntwortenLöschenist das auch mal interessant zu wissen.
Einen schönen zweiten Advent
Hannelore
Hallo Nana,
AntwortenLöschendanke für den schönen Spaziergang am Deich entlang. Ich spüre förmlich den Wind und den typischen Geruch. Gut durchgelüftet, werde ich nun eine heisse Schokolade geniessen...
Liebe Grüße
Jeannette
Und ich komme gerne mit dir mit! Ich mag das, wenn mir der Wind mal richtig um die Nase weht! Udn tolle Fotos! Danke das du den Apparat dabei hattest, so unermüdlich geknipst hast und uns dran teilhaben lässt!
AntwortenLöschenGruß Marion
Hallo Nana,
AntwortenLöschenvielen Dank für die wunderschöne Bilderserie - ja, es ist sehr schön bei Euch und wer am Wasser wohnt, der liebt auch den Sturm, denn er hört einfach dazu. Es muss ja nicht gleich eine Sturmflut sein:-)
Es stimmt was Du sagt, die Elbe und auch die Nordsee sind für meine Seele Erholung pur.
LG Lotti
Mensch, du wohnst echt schön!
AntwortenLöschenSo am Wasser mag ich es auch immer gerne... Naja, hier gibt es nur das Quellgebiet.. also nicht wirklich sichtbares Wasser :-(
Susanne
Oh, welch ein schöner Spaziergang. Danke, dass wir dich begleiten durften.
AntwortenLöschenSchönen 2. Adventabend.
Liebe Nana,
AntwortenLöschendas war ja mal wieder ein schöner und informativer Spaziergang. Schön, dass Du die Kamera immer dabei hast. Ich mag es ja wenn einem der Wind so um die Nase weht.
Hab noch einen schönen 2 Adventabend und liebe Grüße
Monika
Liebe Nana,
AntwortenLöschenwunderschöne Bilder! Iich liebe die Gegend Ostsee, Nordsee....wir waren schon 3x in der Gegend auf Urlaub. Beim nächsten Mal komm´ ich dich einfach besuchen!
LG aus Wien
Mona
Liebe Nana,
AntwortenLöschendas war mal wieder ein toller Spaziergang mit dir. Danke, dass du unseren Horizont erweiterst. Hier ist die Elbe ein wenig weiter weg, da gehe ich nicht zu Fuß hin, obwohl man es bestimmt könnte. Ich schätze so ca. 5km ist es bis zur Elbe. Aber ich fahre meist nur mit dem Auto über den Deich oder im Sommer, da mache ich mal eine Fahrradtour. Aber ich kann mir gut die Stimmung auf deinem Spaziergang vorstellen.
Lieben Dank für die tolle Bilderserie.
Winkegrüße Lari
Liebe Nana, ein wunderbarer Spaziergang an der Elbe und bei deinen Bildern kommt man richtig zur Ruhe. Liebe auch das Wasser und die Küste und vor allem das Licht und den Himmel!
AntwortenLöschenDie grüne Wand vermittelt auch Sicherheit und Schutz vor Flut .
Mein Mann war heute leider nicht zu überreden. Nun ist es Seemann und Schlechtwetter muss er nicht immer haben.
So habe ich doch durch Dich meinen Ausflug ans Wasser!
Mir blieb meine Radtour am Kanal und durch den Ort, die ich auch genoss.
liebe grüße von Frauke
Liebe Nana,
AntwortenLöschenwie immer sind deine Infos und Foto sehr interessant, bist du sicher, dass du nicht für die Tourismusbranche arbeitest? Übrigens, das mit dem Briefkasten hätt ich wahrscheinlich auch geglaubt (auch wenn es sonderbar erscheint) - weiß man's denn?
LG este
Das war total interessant. Danke, dass du mich mit genommen hast.
AntwortenLöschenUnd so am Bildschirm, gibts den Wind nicht : )
Finde das so toll zu sehen, weil es das bei uns alles nicht gibt.
Als Jugendliche hab ich mal bei Norderstedt Urlaub gemacht, in einem Reetdachhaus. Das war so schön dort.
Schöne Grüße, Angela
Liebe Nana,
AntwortenLöschenso ein schöner Bericht! Ich dachte auch, dass du in Meernähe wohnst. Aber Wasser - ich finde es immer wieder schön, auch wenn es bei uns nur ein ganz kleines Flüsslein gibt ...
LG Beate
Meernähe ist es ja auch, aber das Meer ist noch ein paar Kilometer weg.
LöschenNana
Liebe Nana,
AntwortenLöschenich danke dir sehr für die vielen schönen Fotos! Es ist für mich, die in den Bergen Vorarlberg wohnt, interessant zu sehen wie es bei dir oben im Norden aussieht! Irgendwann fahren wir mal zu dir rauf um mir alles anzusehen, es sind ja nur schlappe 1.000 km!
Ganz liebe Grüße
Elisabeth aus Österreich
4 km breiter Fluss...wow...Dein Spaziergang war toll...danke. LG Lotta.
AntwortenLöschenDa wirst du ja echt vom Wind durchgepustet. Kein Wunder, daß du eher einen Windstärkequilt denn einen Temperaturquilt nähen willst.
AntwortenLöschenHerzlichst, Petruschka