Samstag, 15. Dezember 2012

15. Türchen

Und wieder geht ein Türchen auf und eine Zahl, die steht dort drauf...


Und was findet Ihr heute dahinter?

Diesmal will ICH Euch meine Weihnachtserinnerungen erzählen. Sie ähneln natürlich auch irgendwie all den anderen, doch ist es immerwieder erstaunlich, wie unterschiedlich und doch gleich wir Kinder die Weihnacht erlebten. Aber über die Anekdoten vom Lametta muß ich immer schmunzeln....!!!

Nana, geboren 1966, an einem Novembertag in Offenbach am Main.

Was gab es an Heiligabend immer zu essen?
Ich: Kann ich mich gar nicht so gut daran erinnern, ich weiß nur,  daß wir viel zu aufgeregt waren, um wirklich essen zu können. Aber dunkel erinnere ich mich an Kartoffelsalat und wenn wir bei meiner Oma feierten, dann machte sie daraus Russische Eier.

Erzähle von eurem Baum!
Meine Mutter hat ihn geschmückt. Sie schien es immer "amerikanisch" haben zu wollen und dadurch war er bunt (schon vor 40 Jahren!), überall, auch die Lichter. Ich erinnere mich auch an riesige Kugeln, die soooo schnell kaputt gingen. Sie verabscheute Lametta, warum auch immer. Sie lästerte oft über Lametta (wir hatten Girlanden, auch nicht viel besser!), was ich aber an anderen Bäumen sehr hübsch fand und dachte immer, so müsse Engelshaar sein.

Kam zu euch der Weihnachtsmann oder das Christkind?
Das Christkind und meine zwei Jahre jüngere Schwester behauptete damals, sie hätte es sogar gesehen!

Wie lief die Bescherung ab?
Ein Glöckchen kündigte an, daß wir kommen durften und dann wurde alles aufgerissen, was Papier um sich herum hatte. Als wir größer wurden, bekamen alle Geschenke eine Nummer und dann wurde gelost und nacheinander ausgepackt. An einem Weihnachtsfest hatten wir so viele Geschenke, daß meine Schwester und ich je einen dieser grauen Säcke voll bekam. Meine Mutter weinte immer, wenn sie tolle Geschenke bekam. Meine Oma war Kürschnerin und schenkte ihr scheinbar jedes Jahr einen Pelz, der letzte war ein Nerz. Ich hatte oft das Gefühl, je mehr geweint wird, desto besser war das Weihnachten und alle warteten nur drauf, daß meine Mutter damit anfing. Und ich mußte immer mitweinen. Das war oft schwer, denn ich wollte nicht weinen, ich wollte mich freuen.

An welches Weihnachten erinnerst du dich am besten?
Ich kann mich an viele erinnern und bei diesen sind die Gründe unterschiedlich... mal wegen dem Nerz, mal wegen einem tollen Geschenk für mich, mal wegen einem Unfall, den ich auf der Hinfahrt zur Feier hatte (Blechschaden). Schwer für mich wurde es, als sich meine Eltern trennten. Ich war zwar schon 19, aber irgendwie verlor ich dadurch auch die gemeinsame Weihnacht. Insofern sind die schönsten die gewesen, wo ich ein kleines Kind war und von allem noch keine Ahnung hatte, auch nicht vom Leid der Welt.

Was war das schönste Geschenk, was du bekommen hast?
Ich glaube, daß war die Puppenstube von meinem Opa. Ich war höchstens 8. Meine jüngere Schwester und ich bekamen es zusammen und es waren lediglich zwei Zimmer. Eines für mich, eines für meine Schwester. Und darin dann die kleinen Möbel und Geschirr, in manchen Sachen waren diese gepufften Reiskörner drin etc. Das war toll. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, wirklich damit gespielt zu haben.

Was war dein Lieblingsweihnachtslied?
Lieder von Peter Alexander! Aba heidschi bumbeidschi rührte mich immer zu Tränen, heimlich natürlich.

Hattet ihr gewisse Bräuche?
Bräuche hatten wir keine, aber immer wurde mal ein kleines Zweiglein vom Baum oder Adventskranz abgeschnitten und angezündet. Es duftete dann so herrlich nach Tanne. Leider waren unsere Weihnachten weder kitschig noch romantisch, weder sinnlich noch religiös und trotzdem war es schön. Aber Kirche, Gott, Jesus und alles andere, das gab es bei uns nie. Bis zum heutigen Tag. Aber bei mir ein kleines bischen!

Hast du immernoch das gleiche Lieblingsweihnachtslied?
Heute höre ich Peter Alexander immernoch gerne (das ist die erste Weihnachtsmusik, die auch meine Kinder kennenlernten, die gleiche Platte!!! (nur als CD)), aber ich habe zwei hinzubekommen. Das eine wurde auch durch meine Mutter mitgeprägt und jedes mal, wenn ich Mahalia Jackson "Silent night" singen höre, kriege ich Gänsehaut. Welch Volumen!!! Und mein ganz neues, mir eigenes Weihnachtslied (weil´s garantiert keiner aus meiner Familie kennt) ist eines, was eigentlich keines ist, aber gerne zu dieser Zeit gesungen wird: Panis angelicus. Und wenn es von einem Chor oder Pavarotti gesungen wird, dann ist´s perfekt.
Ich finde es sehr schön, wenn die Weihnachtsmusik auch mal sehr festlich ist und dazu eignen sich die Lieder, bei denen man eigentlich nicht mitsingen kann, besonders gut. Wenigstens an Heiligabend.

Was kochst du heute an Heiligabend?
Meine Kinder sind so aufgeregt wie ich es war und ihnen steht nicht der Sinn nach Essen. Und da ich fürher  16 Jahre Vegetarier war und mir immer wünschte, daß mal kein Tier für diesen Tag sterben müsse, koche ich Vegetarisches. Nichts Dolles, was ganz Schlichtes und Einfaches und Schnelles. Außerdem finde ich diesen Kochstress und die dazugehörige Hektik und schlechte Laune grauenvoll, obwohl ich so gerne koche, aber ich habe es zu oft in der Vergangenheit bei meiner Schwester gesehen... nee, nicht bei uns.

Was würdest du gerne von der damaligen Weihnacht mit in die heutige nehmen?
Die Aufregung, die ich damals verspürte.

Was für ein Wunsch ist bis dato unerfüllt geblieben?
Das ist schwer zu sagen, denn heute sieht man seine Wünsche mit Erwachsenenaugen und da wäre meine Antwort: das an diesem Tag mal kein Leid in der Welt ist, mal kein Tier für Essen sterben muß, mal kein Kind vor Kummer, Angst, Schmerz oder Qual weinen muß. Aus Sicht meiner Kindheit ist nie das Pferd erfüllt worden, was merkwürdigerweise immer auf meinem Wunschzettel stand.

Und wenn du Jesus treffen würdest, was würdest du ihm sagen/ihn fragen/ihm geben?
Ich würde ihn bitten, meinen Namen zu sagen. Ich würde gerne hören, wie er aus seinem Mund klingt und wenn er meinen Namen dann auch noch flüstern könnte, dann würde mich das wirklich sehr, sehr freuen. Ich würde ihn fragen, worüber er lachen kann und würde hoffen, daß er aus tiefstem Herzen mit mir zusammen lacht. Ich würde gerne mit ihm irgendwo sitzen und auf´s Wasser schauen. Ich würde mir von ihm Wünschen, seinen Vater zu bitten, stets auf meine Kinder gut aufzupassen! Ich würde mir seine Füße anschauen. Ich würde schauen, ob man seinen Adamsapfel beim Reden hüpfen sieht. Ich würde ihn fragen, was sein Lieblingsessen ist. Ich würde ihm sagen, wie froh ich sei, ihn kennengelernt zu haben.

Hast du noch was zu sagen, was dir am Herzen liegt?
Die Weihnacht als Kind war schon schön, aber noch viel schöner ist es, das Weihnachten der eigenen Kinder zu sein. Ich habe es in meiner Hand, meinen Kindern die schönsten Erinenrungen mit in ihr Leben zu geben und alljährlich Gefühle wach zu rufen, die ein Leben lang anhalten werden. Wunderbar!

Hier noch ein Stöffchen aus meinem Fundus:


Und ein Licht:



7 Kommentare:

  1. Liebe Nana,
    einfach schön. Du kannst so toll schreiben. Vielleicht solltest Du mal an ein Buch denken.
    Liebe Grüße Grit

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  2. Danke, liebe Nana,
    dass wir auch aus Deiner Erinnerung erfahren durften.
    LG Lotti

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  3. Wirklich interessant, diese Weihnachtserinnerungen.
    Liebe Grüße
    Renate

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  4. Für mich sind die Weihnachtserinnerungen einer der schönsten die es gibt !!
    Eine frohe und erholsame Adventszeit
    Manuela

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  5. Liebe Nana,
    eine ganz tolle Weihnachtsgeschichte, die ich wie alle vorher, auch erst wieder sacken lassen mußte. Dann hab ich auch gedacht, Du solltest mal ein Buch schreiben.
    Schönes Stöffchen, gefällt mir sehr, hätte sogar Verwendung*grins*.

    Ganz liebe Grüße und einen schönen adventlichen Samstag
    von Uta

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  6. ....Sehr intensiv, anrührend... Lametta. Engelshaar. Und Kringel am Baum. Und der Duft.... ich kann ihn schnuppern in meiner Kindheitserinnerung. Rufst Du natürlich mit Deinem wunderbaren Text auch bei mir wach. Schönen Gruss von Cosmee

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  7. Hallo, sehr persönlich, anrührend, nachdenklich... Ein toller Kalender. Ich lese immer mit und freu mich drauf.
    Liebe Grüße, anngles.

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Ich behalte mir vor, nach eigenem Ermessen Kommentare zu löschen.

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