Jetzt wollen wir das 8. Türchen öffnen und was finden wir?
Die Weihnachtserinnerungen von Lotti.
Lotti, geboren 1938
Lotti: Es waren die Kriegs- und Nachkriegsjahre und da Weihnachten das Fest des Lichtes und der Erinnerung ist, versuche ich etwas von damals aufzuschreiben.
Was gab es an Heiligabend zu essen?
Am Heilig Abend gab es, das war damals so Tradition hier im Norden, obwohl es bei einigen Leuten auch Karpfen gab, bei uns aber Kartoffelsalat und Würstchen und ich fand es immer sehr gut, so daß ich es bis heute beibehalten habe. Ich hatte hier auf dem Lande eine schöne Kindheit, habe sooo gerne gegessen und war eigentlich immer zufrieden, aber auch ein wenig zu pummelig :-)
Erzähle was von eurem Baum!
Ich kann wenig über den Tannenbaum erzählen, wo er geholt wurde weiß ich nicht, aber er war da und das war schön, denn es war Weihnachten und meine Mutter schmückte ihn. Wir Kinder, d.h. meine Schwester und ich durften den Baum vorher nicht sehen. Er stand in der sogenannten "Guten Stube" und die war abgeschlossen. Den Zutritt bekamen wir erst kurz vor der Bescherung.
Kam zu euch der Weihnachtsmann oder das Christkind?
Ich kann mich nicht erinnern, daß bei uns mal persönlich der Weihnachtsmann erschienen ist, aber es wurde ja ständig von ihm gesprochen, man sollte schön brav sein, sonst würde er nichts bringen, der Nikolaus, das war sein Helfer, so wurde uns gesagt, hätte ja schon in den Schuh am 06.12. etwas Süßes gelegt und wenn man jetzt nicht artig wäre, dann gibt es nichts mehr.
Wie lief die Bescherung ab?
Vor der Bescherung gingen meine Schwester und ich in den 50er Jahren am Heilig Abend um 17 Uhr zum Gottesdienst und später ging ich mit meiner Tochter.
Nachdem wir um 18 Uhr das Essen eingenommen hatten, wurde die Nervosität immer größer und dann endlich, alle hatten sich ja festlich gekleidet, standen wir vor der verschlossenen Wohnzimmertür und mußten unser Gedicht aufsagen, vorher wurde die Tür nicht geöffnet. Oh, was waren wir aufgeregt und mein schönstes Gedicht war immer "Markt und Straßen stehen verlassen...", doch "Knecht Ruprecht" wurde auch mal aufgesagt, es sollte ja gerne jedes Jahr ein anderes sein.
An welches Weihnachten erinnerst du dich am besten?
Ich fand alle Weihnachten immer schön, denn nach der Bescherung spielte meine Mutter Klavier, sie konnte so herrlich singen, doch ich konnte nie alle Texte. Mein Großvater fand allerdings das Klavierspielen überhaupt nicht schön, er mochte keine Piano-Musik. Es war ja eine Zeit damals, da gab es nicht so viele schöne Sachen zu kaufen, wenn eine Puppe defekt war, tja, dann mußte sie zum Puppen-Doktor und so erging es meiner Puppe auch, sie bekam einen neuen Kopf und sah so schön aus und ich war glücklich, sie erneuert am Heilig Abend wieder zu bekommen. Doch da fiel sie mir Weihnachten herunter und rums war der Porzellankopf wieder kaputt. Es gab auch mal neue Schuhe oder ein neues Kleid. Das ist heute alles anders.
Was war dein Lieblingsweihnachtslied?
O du fröhliche war mein Lieblingsweihnachtslied. Wenn eine Weihnachts-Schallplatte aufgelegt wurde und das Lied "Mamatschi schenk mir ein Pferdchen" dabei war, dann hatte mein Vater stets Tränen in den Augen.
Hattet ihr gewisse Bräuche?
Nein.
Hast du immernoch das gleiche Lieblingsweihnachtslied?
Ja, aber auch Stille Nacht, heilige Nacht.
Was kochst du heute an Heiligabend?
Wie ich anfangs erwähnte, habe ich die Tradition aus meiner Kindheit beibehalten und es gibt Kartoffelsalat und Würstchen.
Was würdest du gerne vom damaligen Weihnachten ins heutige mitnehmen?
Damals waren die Menschen alle viel glücklicher und zufriedener, es war für mich eine heile Welt, die Menschen waren freundlich und es war keine Hektik vorhanden. Mehr Ruhe und Zufriedenheit unter den Menschen und mehr Gefühl füreinander, das würde ich mir mitnehmen und natürlich Frieden auf Erden.
Was für ein Geschenk ist bis dato unerfüllt geblieben?
Unerfüllt ist nichts geblieben - ich bin glücklich und ich denke, daß mein größtes Geschenk vor 50 Jahren zu mir gekommen ist, meine Tochter.
Und wenn du Jesus treffen könntest, was würdest du ihn fragen/ihm sagen/ihm geben?
Ich würde Jesus fragen, warum hat sich diese Welt so verändert, warum könnte nicht endlich unter allen Menschen Frieden sein. Nur eine Antwort wird er mir nicht geben können, denn Gott ist Liebe und die Kriege werden von den Menschen gemacht.
Und gibt es etwas, was du uns noch sagen möchtest?
Ich möchte noch kurz von der Rose von Jericho berichten, die mir meine Tochter vor zehn Jahren schenkte.
Man nennt sie auch die Auferstehungspflanze und die Legende besagt, daß Maria sie bei sich getragen hat. Ich bin fasziniert von dieser Pflanze, man erweckt sie zum Leben und wenn sie keine Feuchtigkeit mehr bekommt, rollt sie sich wieder ein, aber sie stirbt NIE, sie ist immer da und Gott schenkte uns seinen Sohn Jesus und er mußte durch Menschenhand sterben, aber auch er ist immer da und anwesend.
Danke, Lotti, das sind schöneWorte.
Und jetzt zeige ich Euch unsere neueste Errungenschaft: ein Engel für den Weihnachtsbaum. Ist das nicht ganz entzückend?
Und von Robert Reinick ist dieses liebe Schneemanngedicht:
Der Schneemann auf der Straße
trägt einen weißen Rock,
hat eine rote Nase
und einen dicken Stock.
Er rührt sich nicht vom Flecke,
auch wenn es stürmt und schneit.
Stumm steht er an der Ecke
zur kalten Winterszeit.
Doch tropft es von den Dächern
im ersten Sonnenschein,
da fängt er an zu laufen
und niemand holt ihn ein.
Samstag, 8. Dezember 2012
4 Kommentare:
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Liebe Nana,
AntwortenLöschenund wieder so eine rührende und berührende Geschichte! Danke!
LG Klaudia
Liebe Nana,
AntwortenLöschenheute war es meine Erinnerung für das Türchen und ich danke Dir, auch für "Den Schneemann auf der Strasse".
LG Lotti
Danke auch für dieses so anrührige Türchen,
AntwortenLöschenobwohl ich ja doch einige Jahre später geboren war, erinnert es mich doch sehr an meine eigene Kindheit, vieleicht kommt es auch daher, dass meine Großeltern oben von der Küste stammten(Flensburg), und diesen Brauch am Schalsee eingeführt haben.
Jedenfalls lief unser Weihnachtsfest genauso ab und ich halte es heute noch so.
Ich liebe Deine Geschichten.
Ganz liebe Grüße
Uta und ein schönes zweites Adventswochenende
Heute endlich habe ich mich durch alle Geschichten gelesen und ich finde eine anrührender als die andere, irgendwie wehmütig und innehaltend. Und doch haben alle etwas mitgenommen und leben es auch heute. Schön.
AntwortenLöschenLG, Petruschka