Kaum zu glauben, aber Türchen 17 wird jetzt geöffnet...
Heute lesen wir über die Weihnachtserinnerungen von Hans-Jürgen.
Hans-Jürgen, 67 Jahre alt.
Was gab es an Heiligabend immer zu essen?
Kartoffelsalat und Würstchen (mit ordentlich Senf), hat immer prima in der Küche geschmeckt und wir haben uns immer darauf gefreut; und es wurde noch besser als der neue Schlachter nach Quickborn kam, bei dem waren die Wiener größer und würziger. Nur leider habe ich diese Tradition dann in meiner eigenen Familie nicht durchsetzen können.
Erzähle von eurem Baum!
Es war immer eine pieksige Fichte vom Bauern, aus dessen Schonung, selbst ausgesucht und abgesägt, bis zur Zimmerdecke reichend,... in der Woche vorher geholt, damit er lange die Nadeln behielt. Schmuck war immer silber mit Lametta, aber immer die Streifen einzeln verlegt und nicht "en bloc".
Kam zu euch der Weihnachtsmann oder das Christkind?
Weder noch, wenn wir in die "gute Stube" kamen stand immer das Fenster offen, auch bei minus 5-10 Grad, was damals keine Seltenheit war... und der Weihnachtsmann war immer gerade mit seinen Rentieren davongefahren oder gesegelt (weil das schneller ging), siehe Rathausmarkt in Hamburg,... weil doch noch so viel zu tun war.
Wie lief die Bescherung ab?
Da mein Vater Schichtdienst hatte, fand ab und zu die Bescherung ohne ihn statt. Obwohl auf Familien mit Kindern Rücksicht genommen wurde, nutzte das insofern nicht viel, weil alle Kollegen des Vaters auch Kinder hatten und eher mehr als bei uns (2). So gingen wir in den Kindergottesdienst ab 16 Uhr und in der Regel kamen die Großeltern aus dem Nachbarort gegen 18 Uhr und dann, nach einigen Heimlichkeiten, läutete das Glöckchen und mein Bruder und ich stürmten ins Zimmer, und blieben staunend vor dem brennenden Baum stehen, der jedes Jahr der "schönste" war, von der Mutter geschmückt. Das Schmücken nahm ich dann im eigenen Haushalt immer selbst bei einer Flasche Rotwein vor.
Welches war das Weihnachten, an das du dich am besten erinnern kannst?
Ich war sicher schon 9 oder 10 Jahre alt, es war kalt und eine wundervolle Schneelandschaft, über der der Sternenhimmel nur so klitzerte. Ich wollte meine Großeltern vom Bahnhof, der 1,5 km entfernt war, gegen 17.45 Uhr abholen. Ich mochte meine einzigen Großeltern sehr und sie freuten sich über die unerwartete Abholung und Begleitung zu uns nach Hause. Dieser gemeinsame Spaziergang durch die schnee- und sternbeleuchtete Dunkelheit, ich war in der Mitte von beiden, aber nicht "Hand in Hand, weil ich schon zu groß" war,... kommen mir jedesmal in glücklicher Weise in den Sinn wenn ich an Weihnachten denke. Der Schnee knirschte unter unseren Schritten. Es wurde wenig gesprochen und an das wenige kann ich mich nicht mehr erinnern. Nur die weihnachtliche Stimmung die uns vereinte und in diesen 20 Minuten auf dem Heimweg umgab: das ist für mich heute noch Weihnachten... neben den glücklichen Kinderaugen der eigenen Kinder sowie heute der Enkelkinder.
Was war das schönste Geschenk, daß du bekommen hast?
Es gab jedes Weihnachten ein schönstes Geschenk, mal ein selbstgebasteltes Schaukelpferd vom Opa, mal die Vorkriegseisenbahn zum Aufziehen auf Schienen aus Vaters Jugend, eigene Schlittschuhe zum Eislaufen etc.
Was war dein Lieblingsweihnachtslied?
Leise rieselt der Schnee...
Hattet ihr gewisse Bräuche?
Ja.
Hast du immernoch das gleiche Lieblingsweihnachtslied?
Ich glaube ja, bin mir aber nicht sicher.
Was kochst du heute an Heiligabend?
Meine Frau bereitet ein festliches Essen (das im Zeitablauf zwischen drei Gerichten variiert) am festlich gedeckten Tisch. Es gibt Kartoffelsalat mit Würstchen bzw. selbst eingelegte "grüne" Heringe nur noch vor bzw. nach den Festtagen.
Was würdest du gerne von der damaligen in die heutige Weihnacht mitnehmen?
Die Stimmung/den Zeitgeist der 50er Jahre, als wir alle wenig/weniger hatten und sich auch über sog. Kleinigkeiten freuen konnten, ebenso den Zusammenhalt in den (Groß-)Familien, die gemeinsam aus wenig viel zu machen wußten.
Und wenn du Jesus treffen könntest, was würdest du ihn fragen/ihm sagen/ihm geben?
War das weltliche Ende am Karfreitag wirklich so wie beschrieben erforderlich, gab es keine andere Möglichkeit, Gott mit der Menschheit zu versöhnen?
Danke, Hans, das war schön, vor allem der Spaziergang, ich bin mitgegangen!
Der Dezember
Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennst seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.
Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.
Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, daß man´s versteht.
Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.
Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.
Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
"Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht."
Erich Kästner
Montag, 17. Dezember 2012
3 Kommentare:
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Hallo, liebe Nana, ein eindrucksvoller Bericht und ein eindrucksvolles Gedicht. Hab' ich noch nie irgendwo gelesen, dabei ist Kästner ja kein unbekannter...
AntwortenLöschenDir einen guten Start in die Woche!
LG
Valomea
Hallo Nana,
AntwortenLöschenwieder eine Erinnerung an alte Zeiten - sehr schön, aber auch mir gefällt das Gedicht.
LG Lotti
Auf dem Weg vom Bahnhof bis zu Hause war ich in Gedanken dabei, sehr beeindruckend geschrieben, danke auch für diese Geschichte.
AntwortenLöschenNana eine Frage was gibt es nach Weihnachten hier besonderes zu erleben.
Mir werden diese Geschichten, Erlebnisse fehlen.
Ganz liebe Grüße
von Uta